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Energiewende

Energiewende – schwierig und zugleich machbar – aber …

Distrikt 111 - Süd Mitte | 21. Mai 2024 | Dr. Rudolf Wieser, Lothar Lehner
Thomas Dürr von der Windbauer Group zu Gast beim LIONS CLUB Geislingen/Steige
Thomas Dürr |

Bad Überkingen – Thomas Dürr war zu Gast beim LIONS CLUB Geislingen/Steige auf Einladung von Präsident Dr. Rudolf Wieser. Dürr referierte zum Thema Energiewende, den damit verbundenen Herausforderungen gerade auch in unserer Heimat und zugleich deren Chancen, „wenn wir es richtig anpacken“, so Dürr zu den sehr interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern.

Dürr bezeichnet sich selbst als „energiegeladener Haudegen“. Nach dem Studium der Elektrotechnik in Ulm und Stuttgart, war bei der Kraftwerksunion (SIEMENS) im Kernenergie­bereich tätig, hatte aber auch schon während seiner Zeit an der Universität an Photovoltaikmodulen geforscht und diese mitentwickelt. Wichtig ist ihm auch: „Ich bin und bleibe Geislinger“. Die Verbundenheit zu seiner Heimat lässt ihn dieser Tage nicht mehr ruhen, die Energiewende für die Städte und Gemeinden sowie deren Bürger umzusetzen.

Vor seiner heutigen Tätigkeit in der Geschäftsleitung, WindBauer GmbH - Unternehmensgruppe und General Manager, SunFarmer GmbH in Ulm, arbeitet er als Planer und Betreiber von großen Photovoltaik- und Windanlagen zur Stromerzeugung. Zuvor war er Referent bei der Stadtwerke Heidenheim AG - Unternehmensgruppe und der Stadtwerke Rothenburg o. d. T. GmbH viele Jahre als Geschäftsführer Technik und erneuerbare Energien beschäftigt. In seine aktive Zeit dort fielen unter anderem Projekte wie einen der größten Windparks unserer Region, in Natt­heim.

Der Referent bekannte sich denn auch zum einen als starker Verfechter für einen Energiemix, zum anderen ist es für ihn sehr wichtig, dass im Zuge der Energiewende das Geld und damit die Wertschöpfung in den Regionen bleibt, wo die Energie erzeugt wird und zugleich die Kommunen und regionalen Energieunternehmen wie beispielsweise die Stadtwerke in die Lage versetzt werden, diesen Prozess aktiv zu begleiten und nicht auf der Strecke zu bleiben.

Folgende wesentliche Herausforderungen suchen aktuell nach Lösungen, so z. B. die auf die Energiewende nicht vorbereiteten Verteilnetze in der Nieder- und Mittelspannung, sowie in der Hochspannung. Dürr weiter: „es gibt genügend landwirtschaftliche Dachflächen, Gewerbeparkplätze, Fabrikdächer, die nur darauf warten, mit Photovoltaikmodulen versehen zu werden, was jedoch zurzeit nicht möglich ist, da die bestehenden Netze ausgelastet und für die Zukunft noch nicht ausreichend vorbereitet sind.“

Dürr brachte auch beeindruckende Zahlen mit. So wuchs der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix von 17% im Jahr 2010 auf 53% in 2023. Dürr lobt diesen Zuwachs als Leistung und gibt zu bedenken, dass er es selbst nicht für möglich gehalten hätte, dass unser bestehendes Stromnetz so viel auszuhalten vermag.

Angesprochen wird auch das von der Bundesregierung am 01.02.2023 in Kraft getretene „Wind an Land Gesetz“. Dieses Bundesgesetz sieht vor, dass mindestens 1,8% der Fläche hier in Baden-Württemberg von Regionalverbänden in Abstimmung mit den Kommunen als Windgebiete ausgewiesen werden müssen.

Zentrale Fragen im Zuge der Energiewende lauten zusammenfassend: „Ist die Energiewende für Bürger und Unternehmen bezahlbar? Es stehen sehr, sehr große Investitionen für den Ausbau neuer Kraftwerke und den Netzausbau an. Wie sieht in der Zukunft die Grundlaststromerzeugung aus sowie deren Wirtschaftlichkeit? Wie lange halten die Batterien, die für die Stromspeicherung benötigt werden? Wie entwickelt sich die interne Verwaltung und der Bürokratismus im Allgemeinen und die personelle Situation bei Energieversorgungsunternehmen für die zunehmende Fülle an Aufgaben im Besonderen?

Wie gleichen Kommunen entgangene Erträge der aktuell beschleunigt ausgebauten Privatnetze zukünftig aus? Dürr weist darauf hin: „Die Kommunen bekommen derzeit keinen Cent aus Privatnetzen, da die Konzessionsabgabe nur öffentliche Netze umfasst.“ Wer steuert den Ausbau der Wind- und PV-Standorte und den Netzausbau? Wo kommt also bereits in naher Zukunft der Strom her, wenn die letzten Kohlekraftwerke in Kürze abgeschaltet werden?

Die wichtigste Frage für Thomas Dürr: „Wie stellen wir auch in der Zukunft die Stromversorgung sicher?“ Diese, die Stromversorgung sieht er aktuell nicht zwangsläufig als gesichert an.

Aus diesen Fragen lassen sich für Dürr zugleich riesige Chancen ableiten. So können wir unseren, in die Jahre gekommenen Kraftwerkspark erneuern, die Stromnetzanbindung kann neu geregelt werden. Die Modernisierung des Stromversorgungsnetzes und damit die Möglichkeit auch die Wärmeversorgung im ländlichen Raum sicherzustellen, ist ein nicht minder großes Thema, da die letzten Jahrzehnte von der Substanz gelebt wurde. Dies schließt so Dürr weiter, nicht aus, dass es zwischen den derzeit bundesweit ca. 800 Stadtwerken zu Zusammenschlüssen kommen wird, da diese Investitionen und die sich daraus ergebenden Anforderungen an den Netzbetrieb von kleineren Stadtwerken wahrscheinlich nicht allein umsetzbar sein werden. Ganz wichtig ist für ihn die Chance auf zukünftige Klimaneutralität und Nachhaltigkeit, eine der großen Errungenschaften für zukünftige Generationen, wenn wir es alle erfolgreich umgesetzt bekommen.

An den Vortrag schloss sich eine rege Diskussion an. Fragen zur Zukunft der Wärmeversorgung, der Gasnetze, der Versorgungssicherheit waren genauso dabei wie die Emissionen durch Windkraftanlagen, Verspargelung des Landschaftsbildes aufgrund einer Überzahl von Windkraftanlagen und vor allem die Sorge, um den Wirtschaftsstandort aufgrund einer volatil werdenden Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit der Energie.

Präsident Dr. Wieser dankte Thomas Dürr und wünschte ihm für seine wichtige Mission weiterhin viel Erfolg.


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